Albertina Wien: Ausstellung „Gothic Modern“

Albertina-Direktor Ralph Gleis will mit der aktuellen Ausstellung Gothic Modern zeigen, dass sich die Moderne intensiv mit Gotik, Mittelalter und Frührenaissance auseinandersetzte. Viele der gezeigten Werke stammen aus Skandinavien und England, ich bin gespannt, was mich erwartet.

Beim Betreten der Ausstellung fühle ich mich tatsächlich ein bisschen so, als würde ich einen schummrigen Kirchenraum betreten. An dunklen Wänden hängen Tapisserien und Radierungen, die scheinbar aus dem Mittelalter stammen. Bunte Kirchenfenster tauchen den Raum in gedämpftes Licht. Eines der Fenster stammt tatsächlich aus dem Wiener Stephansdom und ist um 1390 entstanden. Ein weiteres Fenster ist deutlich moderner: Edward Burne-Jones’ Glasfenster Abel.

Besonders faszinierend finde ich die Gegenüberstellungen: Dämonen erscheinen in alten Heiligenbildern als groteske Monster, in der Moderne hingegen als Sinnbilder innerer Ängste. Auch Munch ist hier zu sehen – diesmal mit der Darstellung eines erschöpften Bauers.

Der Abschnitt zur Suche nach dem Ursprünglichen zeigt ebenfalls Bilder von Munch, dieses Mal Kohlköpfe, daneben sind einfache Menschen in schonungsloser Direktheit porträtiert. Grafiken von Dürer und Kollwitz, ergänzen die Darstellungen vom Landleben.

Ein monumentaler Wandteppich mit neutestamentarischen Szenen wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts von Edward Burne-Jones entworfen. Religiöse Motive wie Kreuzigungen oder Pietà-Darstellungen ziehen sich durch die Jahrhunderte und werden gegenübergestellt.

Am Ende begegnet mir der Tod: Als Skelett, Engel oder Greis. Zu sehen ist auch ein Frühwerk von Vincent van Gogh, entstanden während seiner Zeit an der Kunstakademie in Antwerpen: Ein grinsendes Skelett, das lässig eine Zigarette raucht. Der Totenschädel wirkt fast cool. Lange wurde das Bild als studentischer Scherz abgetan, hier wird es den mittelalterlichen Totentanz-Darstellungen gegenübergestellt. Diese zeigen Skelette, die Menschen aller Schichten mit sich fortreißen – düstere Reaktionen auf Pest und Vergänglichkeit.

Zum Ausklang entscheide ich mich für ein Mittagessen in der The Bank Brasserie & Bar. Wie immer genieße ich das wunderbare Essen und das persönliche Service.


Albertina Wien
„Gothic Modern“
Eintritt: EUR 19,90 pro Person
Audioguide am eigenen Handy: EUR 5,00
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Restaurant The Bank Brasserieh
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