Wien – Oberes Belvedere

Wie fast jedes Jahr habe ich rund um Weihnachten ein paar Tage länger frei als Michael. Traditionell fahre ich nach Wien. So auch heuer. Statt dem „üblichen“ Besuch im Tiergarten Schönbrunn habe ich mich dieses Mal für ein Museum entschieden (nachdem mir die Albertina so gut gefallen hat).

Nach einem kleinen Frühstück in der ÖBB Lounge fahre ich mit dem Zug nach Wien. Mein Ziel liegt ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs.

Schloss Belvedere

Im 18. Jahrhundert beauftragte der österreichische Feldherr Prinz Eugen von Savoyen den Architekten Johann Lucas von Hildebrandt mit dem Bau eines Sommersitzes. Das entstandene Barockschloss besteht aus zwei separaten Schlössern, dem Unteren Belvedere und dem Oberen Belvedere. Ein prächtiger Schlossgarten verbindet die beiden Schlösser miteinander.

Das Obere Belvedere wurde im Jahr 1723 fertiggestellt und diente in erster Linie repräsentativen Zwecken, wurde aber auch als Wohnschloss genutzt. Nach dem Tod von Prinz Eugen zog Prinzessin Anna Viktoria von Savoyen in diesen Teil des Belvederes und verkaufte die gesamte Anlage schließlich an Kaiserin Maria Theresia.

Kaiserin Maria Theresia, Franz Xaver Messerschmidt

Maria Theresia und ihr Sohn, Kaiser Joseph II., transferierten 1776 die kaiserliche Gemäldegalerie aus der Stallburg in das Obere Belvedere. Im Sinne der Ideale des aufgeklärten Absolutismus wurde die Sammlung für das Volk öffentlich zugänglich gemacht.

Schau! Belvedere von Cranach bis EXPORT

Bereits beim Betreten bin ich von der Gestaltung beeindruckt. In der Erdgeschosshalle Sala terrena befindet sich der Eingangsbereich des Museums. Sie führt vom Park zur Prunkstiege.

Der zwei Geschosse umfassende Marmorsaal (benannt nach dem rotbraunen Marmor) ist von Vergoldungen und großen Deckenfresken geprägt.

Am 15. Mai 1955 wurde hier von Leopold Figl und Vertretern der vier Besatzungsmächte Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion und USA der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet. Der Balkon ist dementsprechend sehr bekannt, wurde von ihm doch die Wiederherstellung der Souveränität Österreichs bekannt gegeben. Von hier aus bietet sich ein atemberaubender Blick über Wien.

Madonna vom Sonntagberg, Michaelameister

Die Daueraustellung selbst ist chronologisch aufgebaut. Im Bereich, der der mittelalterlichen Kunst gewidmet ist (also ganz am Anfang), sind über den hohen Türen Dampfzerstäuber angebracht, die mich mit dem Zischen fast erschrecken. Sie regulieren das Raumklima – geringe oder schwankende Luftfeuchtigkeit ist schädlich für die Gemälde.

Überstreckter Schnabelkopf, Franz Xaver Messerschmidt

Franz Xaver Messerschmidts Charaktererköpfe sind ebenfalls zu sehen. Diese Serie von rund 52 Büsten aus Alabaster sind als Selbstporträts gestaltet. Die Büsten zeigen groteske, mehrdeutige und irritierende Gesichtsausdrücke.

Der Kuss, Gustav Klimt

Der Fokus liegt zweifellos auf der weltgrößten Klimt-Sammlung, bestehend aus über zwanzig Werken, darunter das weltberühmte Meisterwerk von Gustav Klimt: Der Kuss. Hier konzentriert sich dann auch der Besucheransturm. Das ca. zwei mal zwei Meter große Gemälde ist so angebracht, dass es ein wenig in den Raum hineinragt.

Klimt starb im Jahr 1918 (im Alter von gerade mal 55 Jahren) ganz plötzlich an einem Schlaganfall, während er an mehreren Werken arbeitete.

Amalie Zuckerkandl, Gustav Klimt

Das Porträt von Amalie Zuckerkandl ist eines dieser noch nicht fertigen Werke. Kopf und Schultern sind fertig gestaltet. Das Kleid hingegen besteht nur aus der Skizze und ein paar Farbflecken.

Adele Bloch-Bauer II, Gustav Klimt

Das Gemälde Adele Bloch-Bauer II, das in den Jahren 1912–13 entstand und sich im Privatbesitz befindet, gilt als eines der wichtigsten Spätwerke Gustav Klimts. Es ist derzeit vorübergehend in Wien zu sehen.

Der Carlonesaal oder Gemalte Saal schließlich ist nach dem norditalienischen Freskenspezialisten Carlo Innocenzo Carlone benannt, der einige Deckenfresken im Marmorsaal gestaltet hat. Dieser Raum diente ursprünglich dem geselligen Aufenthalt an heißen Sommertagen. Heute zeigt die Reihe Carlone Contemporary hier zeitgenössiche Kunst.

Zu Mittag habe ich im Restaurant The Bank Brasserie reserviert. Bereits beim Eintreten beeindrucken mich die hohen Decken des ehemaligen Kassensaals einer Bank. Das angebotene Mittagsmenü ist aber genauso wunderbar.

Anschließend trinke ich noch ein Glas Sekt (Neues Jahr) und ein Mineralwasser in der ÖBB Lounge bevor ich mit dem Zug wieder nach Hause fahre.


Oberes Belvedere
Eintritt: EUR 16,70 pro Person (online)
Smartify Audiotour: EUR 5,00 pro Tour
Homepage

Restaurant The Bank Brasserie
Homepage

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