Ruhrpott (Tag 1) – Zeche Zollverein Essen

Wir nutzen eine Dienstreise von Michael und ein verlängertes Wochenende für einen Kurzurlaub in Deutschland. Nachdem wir Freitag Nachmittag in aller Ruhe angereist sind, können wir den Samstag voll nützen.

Michael und ich haben ein großes Interesse für ehemalige Industrieanlagen. Keine Ahnung, ob das an der VOEST liegt – jedenfalls war klar, dass wir gleich am 1. Tag unserer Ruhrpott-Reise die „Zeche Zollverein“, ein ehemaliges Steinkohlebergwerk, besuchen wollen.

Der seltsame Name ist übrigens dem Industriellen Franz Haniel zu verdanken. Als dieser 1847 die Grubenfelder für die Zeche kauft, war der Deutschen Zollverein gerade gegründet worden. Zölle sollten im diesem ersten deutschen Binnenmarkt Geschichte sein. Der Industrielle erhoffte sich dadurch – wie alle anderen im Gebiet von Rhein und Ruhr – immense – Profite.

Die Zeche Zollverein war von Anfang an ein Vorzeigeprojekt. Sie galt als eine der größten, schönsten und seinerzeit modernsten Zechen Deutschlands. Täglich wurden zu Spitzenzeiten 12.000 Tonnen Kohle gefördert und 8.500 Tonnen Kohle zu Koks veredelt. Fast 7.000 Menschen arbeitet hier.

Einst waren Kohle und Stahl der Stolz einer ganzen Region, heute dominieren hier Kunst, Architektur, Gourmetküche und das wie das Ruhr-Museum oder das Red Dot Design Museum.

Die Zeche Zollverein wurde im Jahre 1986 stillgelegt. Infolge der Stahlkrise und der damit gesunkenen Koksnachfrage wurde 1993 schließlich auch die Kokerei stillgelegt. Seit 2001 ist das Gelände UNESCO Weltkulturerbe, aber auch ein beliebtes Ausflugsziel und ein Vorzeigeprojekt für Re-Naturalisierung: 13 Bienenvölker leben hier. Wilder Wein, Efeu, Himbeeren, Brombeeren und Wildrosen haben die alten Anlagen längst zurück erobert. Geschleudert wird der Honig gleich hier, in der ehemaligen Schwarzkaue, also dort, wo sich die Kumpels nach der Schicht den Kohlenstaub abgewaschen haben.

Gleich bei unserer Ankunft fallen 2 Dinge auf: Der mächtige Förderturm – das Wahrzeichen von „Zeche und Kokerei Zollverein“ – ist nicht zu übersehen. Ebenso die längste Rolltreppe Deutschlands, die zum beeindruckend großen Besucherzentrum führt.

Das Gelände der Zeche Zollverein wird in 3 große Abschnitte unterteilt: Schacht XII (Bereich A), Schacht 1/2/8 (Bereich B) und die Kokerei (Bereich C).

Schacht XII

Zuerst holen wir uns einen Geländeplan im Besucherzentrum. Los geht’s beim Schacht XII aus dem Jahr 1932, damals ein industrieller Hochleistungskomplex mit weitgehend automatisierten Arbeitsabläufen. Das Gebäude wurde im Bauhausstil nach den Vorlagen der Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer geplant.

Zuerst fällt das Fördergerüst auf, das oberirdisch 55 Meter in die Höhe ragt. Unterirdisch reicht Schacht XII rund 1000 Meter in die Tiefe.

Mittlerweile ist in der ehemaligen Kohlenwäsche der Zeche das Ruhr-Museum untergebracht. Das Museum ist dabei rückwärts angelegt: Wir folgen dem früheren Weg der Kohle und steigen immer tiefer von der Gegenwart in die Vergangenheit hinab. Eine Dauerausstellung widmet sich mit 6.000 Exponaten der faszinierenden Geschichte des Ruhrpotts, einer der größten Industrieregionen der Welt. Die Ausstellung zeigt Mythen, Bilder und Phänomene aber auch die lange Geschichte der Industrialisierung ebenso wie ihre Folgen und zukünftige Perspektiven.

Parallel zum Schienenstrang zwischen Schacht XII und Schacht 1/2/8 gehen wir auf einem erhöhten Bereich, so dass wir in ein paar Metern Höhe über die Anlagen laufen. Für Menschen mit Höhenangst, so wie Michi, herausfordernd, da der Boden nur aus Gitterrosten besteht.

Schacht 1/2/8

Dann beginnen wir unseren Rundgang am Schacht 1/2/8. Optisch ist natürlich der Förderturm des Schachts dominierend, aber auch zahlreiche Maschinen und Schilder erinnern an vergangene Zeiten.

Kokerei

Wir gehen weiter zur Kokerei. Nach der Schließung war erst geplant, die Anlage komplett abzubauen und nach China zu verkaufen. Gott sei Dank ist dieser Verkauf aber niemals zustande gekommen. Wir gehen über eine schräge Förderanlage nach oben. Auf dem Dach der Kokerei befindet sich eine Aussichtsplattform, von der man noch einmal einen guten Blick auf die Anlage hat.

Hier liegt auch das Werksschwimmbad und das Riesenrad, das Sonnenrad genannt wird? Das Riesenrad liegt über den Koksöfen und fuhr zu einem Drittel unterirdisch. Leider ist es seit 2010 außer Betrieb, da kein Geld vorhanden ist, um dringend nötige Reparaturen durchzuführen.

Zeit für eine Pause: Wir legen eine Pause in „The Mine“ ein – wieder beim Besucherzentrum. Die Wege sind überraschend kurz, so ist das kein Problem. Ein paar Tapas später sind wir gestärkt und bereit für das nächste Museum.

Red Dot Design Museum

Da wir Zeit haben, besuchen wir auch das Red Dot Design Museum. Dieses Museum ist im ehemaligen Kesselhaus der Zeche beheimatet und mit über 2.000 Exponaten nach eigenen Angaben das größte Design-Museum der Welt.

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